In dieser Folge unserer Interview-Reihe „Denkmalsturz“ sprechen wir mit Rolf Schübel über die Entstehung des NDR-Films „Landfriedensbruch“. Der Film aus dem Jahr 1967 dokumentiert den ersten Versuch zum Sturz des Wissmann-Denkmals im August des Jahres. Rolf Schübel, geboren 1942 in Stuttgart und seit 1963/64 als Student an der Universität Hamburg eingeschrieben, war am ersten Sturzversuch beteiligt – und das gleich von mehreren Seiten. Einerseits war er als Mitglied des SDS und des Studierendenparlamentes aktiv in der Studierendenbewegung. Andererseits war er als Regie-Assistent an der NDR-Dokumentation „Landfriedensbruch“ über die Studierendenbewegung unter der Regie von Theo Gallehr beteiligt und fungierte so als „Brücke“ zwischen Studierenden und Filmenden. Wie er die erste Inszenierung des Denkmalsturzes also aus verschiedenen Perspektiven erlebte, erzählt er im Interview. Nach Abschluss seines Studiums wurde er, unter anderem im „CineCollectiv“ mit Theo Gallehr, Dokumentarfilmer und erzählt so auch davon, was „Landfriedensbruch“ und die Inszenierung des Denkmalsturzes für seinen eigenen Werdegang bedeuteten.
Denkmalsturz
Ein Projekt der Forschungsstelle „Hamburgs (post-)koloniales Erbe“ erinnert an das Jubiläum des Denkmalsturzes an der Universität Hamburg.
In der Nacht vom 31. Oktober zum 1. November 1968 stürzten Studierende der Universität Hamburg zwei Denkmäler vor dem Hauptgebäude der Universität. Bei den vom Sockel Gestürzten handelte sich um die beiden Kolonialoffiziere Hermann von Wissmann (1853-1905) und Hans Dominik (1870-1910). 1922 war das Wissmann-Denkmal vor dem Hauptgebäude der Hamburger Universität eingeweiht worden. Ursprünglich war es 1909 in Dar es salaam (Tansania – heute Partnerstadt Hamburgs) errichtet und durch Koloniallobbyisten nach dem Ersten Weltkrieg nach Hamburg geschafft worden, um damit an der Universität einen zentralen Gedenkort für die im Ersten Weltkrieg verlorenen deutschen Kolonien zu schaffen. 1935 wurde dann das ursprünglich für Yaoundé (Kamerun) geplante Denkmal für Hans Dominik gegenüber dem Wissman-Denkmal aufgestellt.
Seit Beginn der 1960er Jahre gab es Kritik an den Denkmälern. 1967 versuchten Studierende der Universität mehrere Male das Wissmann-Denkmal zu stürzen, um damit die Ehrung des deutschen Kolonialismus zu kritisieren und auf das Erbe des „permanenten Kolonialinstituts“ (so der Titel einer damaligen Asta-Publikation) aufmerksam zu machen. Nach einem erfolgreichen Versuch, baute die Universität das Denkmal jedoch wieder auf. Am 1.11.1968 kam es dann zum letzten und endgültigen Sturz sowohl des Wissmann- als auch des Dominik-Denkmals.
Die Forschungsstelle „Hamburgs (post-)koloniales Erbe“ hat mit Beteiligten, ZeitzeugInnen und ExpertInnen gesprochen, um dieses wichtige Ereignis für die kritische Auseinandersetzung mit der Kolonialgeschichte zu beleuchten.
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